Wenn ich schreibe, versinke ich in meiner Inspiration. Das geht wohl den meisten so, ist also nichts besonderes. Ich schreibe Briefe, Gedichte, Kurzgeschichten, Berufliches, aus Prinzip keine Romane, Westentaschenphilosophien. Seit langem. Mein Deutschlehrer hat mich kurz vor dem Abitur mal als einen Westentaschenphilosophen bezeichnet. Das wurmt mich noch heute.
Begonnen habe ich von Hand zu Fuß. Dann auf einem Apple II mit luxuriösen 64 kByte RAM und Wordstar. Die Computersysteme haben sich verändert in den Jahrzehnten. Mittlerweile bin ich stolzer Besitzer mehrerer Arten von Kugelschreibern, Gelschreibern, Faser- und Filzstiften, einem Patronenfüller und sogar einem Glasschreibgerät, Bleistifte nicht zu vergessen. Wie man sieht, ist es mir heute auch möglich, im Internet zu posten.
Meine Texte mußten also wegen der häufig vorkommenden Systemwechsel immer wieder neu getippt werden. Diese Metamorphosen wären in der Lage, meinen persönlichen Reifungsprozeß im Laufe der Jahrzehnte praktisch lückenlos wiederzuspiegeln, hätte ich die verschiedenen Versionen jeweils aufgehoben.
Meine Freunde bestätigen mir ein "mächtiges Sprachvermögen", aber ich möchte mich nicht gerne damit brüsten. Immerhin war mein Deutschlehrer nicht dieser Meinung gewesen. Aber das ist lange her, und ich habe LUST zu schreiben. Sollten meine Texte nur für die Nachwelt bestimmt sein? Wäre eigentlich zu schade.
Die Quelle meiner unbändigen Lust ist gewiß jenes Glücksgefühl, dessen ich mich auch heute noch erinnere, das mich schier überflutete, als ich vom Jakobsweg zurückkam. Damals hatte ich die "Gespräche mit Gott" im Tornister, und diese Lektüre hatte in einer magischen Verquickung mit körperlicher Bewegung und bis dahin ungekannter Muße zu einer ungeheuren Motivation geführt, einfach anzufangen.
Anzufangen mit einem lockeren Gespräch in der Art dieses Buches, und es sollte den Titel tragen "Ein Physiker stellt Fragen an Gott. Von da an gab es kein Halten mehr. Die Schleusen waren geöffnet, ich bin ein Kanal, ein Bote, ein Sprecher, ein Schreiber. Ich habe die Kraft des "Ich bin" entdeckt.